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Unglaublich geschützt liegen wir in der weiten Bucht von Gove. Nach drei bewegten Tagen auf See surrt unser Kopf wie ein Bienenstock. Das riesige Stahlwerk, bei Nacht beleuchtet wie eine Großstadt, wirkt am Tag weit weniger romantisch. Im Nordosten von Arnhemland, das den Aborigines gehört und von Weißen nur mit Genehmigung betreten werden darf, bildet Gove eine Ausnahme. Die reichen Bauxitvorkommen in der leuchtend roten Erde werden hier zu Aluminium verarbeitet.

Im dreißig Kilometer entfernten Yirrkala soll es ein interessantes Kunstzentrum der australischen Ureinwohner geben. Aber wie kommen wir dort hin? Der nette Herr im örtlichen Yachtclub drückt uns allerlei Informationsmaterial und einen Busfahrplan in die Hand. Ganz schlau werden wir nicht daraus, versuchen aber am nächsten Tag gemeinsam mit Diana und Gerald aus Südafrika unser Glück. Ein Minenarbeiter nimmt uns in seinem staubigen Pickup bis Nhulungbuy mit, der einzigen Stadt weit und breit. Für die restlichen fünfzehn Kilometer warten wir auf den Bus, der mit ziemlicher Verspätung endlich doch noch kommt. Ein Blick auf die Uhr neben dem Fahrer sagt uns, wir haben vergessen die Zeit umzustellen. Es ist noch nicht 10 Uhr sondern erst 9 Uhr 30. Im "Yirrkala Arts Centre" erklärt uns ein Mitarbeiter, natürlich ein weißer Australier, in hochtrabenden Worten die Bedeutung der wirklich feinen Zeichnungen auf den Exponaten. Die großen Holzröhren zur Aufbewahrung der Knochen von Verstorbenen erzählen über die Seelenwanderung nach dem Tod. Bilder, Matten, Körbe, geschnitzte Vögel, bemalte Muscheln, bememerkenswert schöne Arbeiten sind hier ausgestellt. Ein harter Kontrast dazu ist der Anblick der Künstler, die am Boden kauernd eintönig Strich um Strich malen. Sie sind in einem erbärmlichen Zustand. Das Zentrum soll den Aborigines die Möglichkeit geben, mit ihrer uralten, naturverbundenen Tradition Geld zu verdienen. Uns ist allerdings ein Didgeridoo um 700,- australische Dollar (etwa 500,- Euro) zu teuer und wir sind auch nicht sicher, wie die Einnahmen aufgeteilt werden.

Fünfundvierzig Meilen liegen vor uns bis zu den Wessel Islands, einer Inselkette in Nordost-Südwestrichtung mit fantastischen Ankerplätzen im Lee. Ein schmaler Kanal zwischen zwei Inseln verkürzt die Route nach Darwin um mehr als dreißig Meilen, ist aber wegen seiner tückischen Strömungen gefürchtet. Wir studieren gewissenhaft die Gezeitentabelle. Vormittag ist Flut, das würde uns Gegenströmung bis zu neun Knoten bescheren. Gegen Mittag schlägt die Tide um, was ruhiges Wasser bedeutet, und danach bei Ebbe würden wir mit der Strömung wie eine Rakete durch das Nadelöhr flitzen. Eine Alternative wäre auch noch, im Norden um die Wessels zu segeln. Das kommt natürlich nicht in Frage. Auf dem Weg um den Globus muss jeder anständige Segler durch das berühmte "Hole in the Wall". Anker auf um drei Uhr Früh. Ich komme mir langsam vor wie ein Schichtarbeiter. Das Meer ist aufgewühlt und wir kommen gut voran. Pünktlich um 12 Uhr 30 sind wir an dem Einschnitt, der von Süden kommend gut zu erkennen ist. Keine Strömung, unsere Berechnung scheint zu stimmen. Sollen wir durchSEGELN ... warum nicht? Unsere südafrikanischen Freunde auf "Whiskers" machen auch keine Anstalten, die Segel zu bergen. Unter Genua passieren wir das Loch, das gar nicht so eng ist, wenn das Timing passt. Das Wasser ist spiegelglatt, die Landschaft mit den geschichteten Felsen wunderschön und als Draufgabe ziehen zwei Seeeadler ihre Kreise über uns.


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