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Wir setzen den Spinnaker in Tobago, gleiten gemächlich zwei Tage und zwei mondhelle Nächte bei Ostwind um die zehn Knoten unserem nächsten Ziel entgegen. Am dritten Abend ziehen wir, nachdem Lois über Kurzwelle den Wetterbericht geholt hat, den Parasailor auf. Der Wind legt bis funfundzwanzig Knoten zu und wir sind über unsere Entscheidung recht froh. Ich bin schon wieder seefest, zumindest solange wir Wind und Wellen mit uns haben.
Nach dreieinhalb Tagen auf See und dreihundertsechzig Seemeilen liegt die Nordosteinfahrt ins Archipel "Los Roches" vor uns. El Gran Roche, die Hauptinsel mit der einzigen Siedlung, ist schon von Weitem zu erkennen. Die unzähligen anderen Inselchen erheben sich kaum über den Meeresspiegel. Wir sind fasziniert und geblendet von den weißen Korallenstränden und den märchenhaften Blau- und Türkistönen des Wassers. Lange haben wir das vermisst. In Tobago und vor allem in Trinidad ist das Meer grün durch die Nähe des Orinocodeltas.

Fünfzehn Tage darf man in diesem Naturschutzgebiet bleiben, sagt unser Handbuch. Wir aber nicht! Auf Los Roches kann man nämlich nicht für Venezuela einklarieren und achtzig Seemeilen zum nächsten Hafen am venezolanischen Festland zu segeln sind uns eindeutig zu weit. Zum Ausklarieren müssten wir dann nochmals hin - nein danke! Vierundzwanzig Stunden dürfen wir im Transit bleiben, praktisch nur zum Ausschlafen. Wir sind sehr enttäuscht, versuchen ein paar Tage mehr rauszuschinden und das mit unseren drei Brocken Spanisch. Der Beamte meint mit einem Augenzwinkern, wir sollten morgen nachmittag wiederkommen für die Formalitäten - so haben wir wenigstens einen Tag gewonnen.

Machen wir das Beste draus! Der kleine Ort ist recht gemütlich. Im Supermarkt gibt es zwar nur verfaultes Obst und Konserven, dafür finden wir ein nettes Lokal mit freundlicher Bedienung und einem kühlen Cerveza. Nach der anstrengenden "Bergtour" zum alten Leuchtturm haben wir uns das ehrlich verdient.
Am Samstag segeln wir weiter durch das Inselparadies. Wir ignorieren die Bestimmungen und lassen nach siebzehn Meilen im Lee der langgestreckten, kleinen Insel "Elbert Cay" ganz im Westen des Archipels nochmals den Anker fallen. Auf meiner Schnorcheltour entdecke ich im Windschatten der Insel alle meine Fischfreunde in Mini-Ausgabe. Wie im Aquarium tummeln sie sich um kleine Korallenblöcke. Ich gehe ein paar Meter über die Insel und finde an der Luvseite die "Großen". Zwei mächtige Mitternachts-Papageifische schwimmen in einer Schule von hunderten Doktorfischen an mir vorbei. Darunter schwebt elegant ein Stachelrochen über den Sandboden. Wäre ein perfektes Bild, leider schauen die Korallen aus wie eine Baustelle.
Es ist schlechtes Wetter angesagt mit Wind und Regen. Sollte uns die Guardacosta also hier in dieser entlegenen Ecke entdecken, haben wir eine gute Erklärung.

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