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""Lasst euch Zeit. Habt ihr mal die Grib Files angeguckt? Zu den Galapagos-Inseln gibt es überhaupt keinen Wind." Ja, ja Günther, das wissen wir. Über Kurzwelle laden wir uns regelmäßig den Windbericht runter. Aber viele unserer Freunde sind schon weitergesegelt und wir werden auch langsam ungeduldig. Allerdings reizt mich die Aussicht auf tagelanges motoren überhaupt nicht. Das kostet doch nur Diesel und Nerven. Jetzt sind wir schon drei Wochen hier. Das beeindruckt Contadora-Günther wenig. Er selbst ist vor 28 Jahren hier angekommen und kennt die Perlen wie seine Westentasche. "Genießt es. Es ist doch schön da."
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Günther hat seit vergangener Woche ein neues Funkgerät. Die Installation und genaue Abstimmung bereitet ihm noch einige Probleme, aber das Netz kann er zum Glück wieder machen. Drei mal habe ich ihn vertreten, wäre schon fast zum Profifunker geworden. Es ist echt spannend, wenn sich Segler von den Gambier-Inseln, von Galapagos und auf dem Weg von Mexico zu den Marquesas melden. Ihre Berichte wecken bei uns aber nur noch mehr den Wunsch, auch selbst weiterzuziehen.

Die Perleninseln sind wirklich schön. Contadora, Mogo Mogo, Bayoneta, Isla Viveros, Espiritu Santo, Punta Cocos mit dem Fischerdorf Esmeralda und schließlich Isla San José. Jetzt haben wir uns schon sieben Plätze zum Ankern gesucht und jeder Ankerplatz ist einzigartig. Wir wandern auf kilometerlangen Sandstränden und fahren mit dem Dingi durch Mangroven in einen Flusslauf. Ein Schauspiel besser als im Fernsehen können wir von Bord aus beobachten. Hunderte Pelikane stürzen sich wie Bomben ins Wasser und schnappen sich Sardinen. Auch Kormorane tauchen nach diesen Leckerbissen und elegante Fregattvögel kreisen darüber in den Lüften. Sie lassen sich bis knapp über den Wasserspiegel fallen, um den Kormoranen und Pelikanen ihre Beute abzujagen. Selbst können sie nämlich am Wasser nicht landen. Dann wieder schnellen Adlerrochen übermütig aus dem Wasser, schütteln sich und klatschen auf die Oberfläche. Auch die Vegetation ist vielfältig, zwar jetzt in der Trockenzeit weniger üppig, aber immer noch faszinierend. Abgesehen von Contadora mit seinen vornehmen Villen gibt es auf den Perlas nur wenige einfache Fischerdörfer. Die Inseln sind vom Tourismus bisher weitgehend verschont geblieben.

Isla San José ist die größte Privatinsel der Welt. Wir suchen uns gerade einen geeigneten Ankerplatz in der südöstlichen Bucht, als wir am Funk gerufen werden. "Felix, Felix, hier ist Dieter." "Hallo Dieter, hier ist Felix." "Hallo Sonja, wie geht`s euch?" Ja sag` mal, der kennt unsere Vornamen. Ich staune nicht schlecht. Wir wissen von einem deutschen Ehepaar, das sich hier vor vielen Jahren niedergelassen hat. Dieter hört alle Funkgespräche unter den Seglern und auch Günthers Netz mit und ist daher bestens informiert.
Vor 26 Jahren waren Dieter und Gerda mit ihrem Boot "Seepferdchen" unterwegs und haben nach einem Stück Land gesucht, wo sie bleiben können. Auf San José haben sie es gefunden. In mühevoller Arbeit haben sie den dichten Dschungel gerodet, Wege angelegt und Bäume gepflanzt. Sie wohnen in einem sehr einfachen Haus mit einem wunderschönen Ausblick über die Bucht. An ihrem großen Tisch sind alle Segler herzlich willkommen. Nachdem uns der Hausherr sein Anwesen gezeigt hat, werden wir mit frischgepresstem Apfelsinensaft und gegrillten Hammelrippchen bewirtet, natürlich alles aus eigener Produktion. Braune Schafe mit ihren Lämmern liegen im Schatten der Mangobäume, gackernde Hühner und ein stolzer Gockel laufen um uns herum und die treue Schäferhündin Bella wartet auf die Knochen. Die Idylle beginnt erst ein wenig zu verblassen, als Gerda uns von ihren Sorgen erzählt. Mit einem kleinen Motorboot sind sie bisher alle drei bis vier Monate nach Panama City zum Einkaufen gefahren. Dieter ist 81 Jahre alt. Er schafft es nicht mehr, mit dem Dingi gegen die Brandung zu seinem Boot hinauszufahren. Gerda ist mit ihren 71 Jahren noch recht flott. Aber was wird wohl aus den beiden werden, wenn sie die viele Arbeit nicht mehr schaffen und sie keine Versorgung bekommen...?

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