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14:00 UTC, Wind ENE 10 Kn; See 1,5 m; Kurs 250°
von Sonja
07h00: Wenn ich bei meiner Morgenwache einen Brotteig vorbereite, kann ich die Crew mit Backstubenduft aus den Kojen locken und zum Frühstück mit frischgebackenem Brot überraschen.

Meine Rechnung geht auf und wird erfreut wahrgenommen. Es dauert allerdings noch fast drei Stunden, bis ich die ersten Geräusche im Steuerbordrumpf höre. Schlafmützen! Ist aber eigentlich logisch. Wir haben bereits den 30. Längengrad passiert und müssten daher die Uhr um zwei Stunden zurückstellen. Bordzeit ist und bleibt aber UTC sagt der Käpt`n. Sonst kommt nur ein Wirbel raus in der allgemeinen Kommunikation. Die innere Uhr jedoch richtet sich nach der Sonne und die geht heute nach UTC erst um 08h40 auf.
Am Vormittag wird das Deck von Felix zum Friseursalon umfunktioniert. Schon tagelang macht sich Sonne über Toms Mähne lustig. Heute legt sie mit elektrischem Haarschneider und Schere Hand an und verpasst ihrem Schatz ein flottes Styling. Ich verfolge die Zeremonie von meinem Lieblingswinkel aus, wo ich damit beschäftigt bin, die grünen Schalen von frischgekeimten Mungbohnensprossen zu lösen. Nebenbei entdecke ich immer wieder fliegende Fische, die mit gespreizten Flügeln meterweit übers Wasser gleiten.
Ein friedlicher Tag auf See, so lässt sich`s leben. Das Mittagsmenü habe ich auch schon geplant. Heute mache ich endlich "Apfelspatzen à la Tante Silvi" und vorher eine kräftige Suppe aus Kartoffel, Kürbis und Sprossen.
"Drrr...!" Das Geräusch kenne ich. "Fisch!" Es scheint, unser Käpt`n war erfolgreich. Schnell hole ich aus der Werkstatt die nötigen Utensilien - Haken, ein Zangerl, Totschläger und eine große Wanne. Das dürfte ein großer Brocken sein. Im Nu ist beinahe die ganze Angelschnur draußen. Bei sechs Knoten Fahrt bringen wir den nie rein. Tom lässt den Parasailor einfallen, Sonne und ich ziehen mit vereinten Kräften den Bergeschlauch runter und binden ihn fest. Lois hat seinen Fang näher herangekurbelt, der Fisch ist kräftig und zieht mehrmals hinter dem Boot hin und her. Hellblau schimmert sein Körper, eine gelbe Schwanzflosse ist zu erkennen. "Gib dem Fisch Zeit, er soll müde werden", raten erfolgreiche Angler. "Und schütte ihm Schnaps in die Kiemen, das stellt ihn ruhig." Wir sind vorbereitet. In eine Sprühflasche habe ich schon vor Monaten einen starken Fusel eingefüllt. Der Tipp ist Goldes wert! Lois bekommt die Dorade mit dem Haken zu fassen, bringt sie nach oben zur Badeplattform und setzt einen gezielten Schlag hinter den Kopf. Es ist ein schöner Fisch - Entschuldigung! Aber so ist das Leben auf See. Für drei Mahlzeiten sollte das 1 Meter lange Prachtstück reichen. Dankeschön! Ein paar Tage wird jetzt die Angel nicht ausgeworfen, genug ist genug! Außerdem wird das sonst mit meinen Apfelspatzen nie etwas.

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