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1497 km bis Alice Springs ist am Wegzeiger zu lesen, als wir mit unserem gemieteten Mini-Camper Darwin verlassen. Mit reichlich Wasservorrat, einem Reservekanister Benzin und der kleinen Kühlbox gefüllt mit Proviant sind wir gerüstet für die Reise ins Zentrum des südlichen Kontinents. Wir wollen Australien nicht verlassen, ohne die Weite des Landes erlebt zu haben. Rechten Fuß aufs Gaspedal, Blick nach vorne, lenken...kaum. Kilometer um Kilometer schnurrt unser "Max" (heißt wirklich so) über den Stuart Highway. Nach gut zwei Stunden tauchen Polizeiautos auf und ein Uniformierter winkt uns auf einen Parkplatz.

Führerscheinkontrolle, Alkotest, technische Inspektion, alles kein Problem, aber die 100km/h-Beschränkung haben wir leider übersehen. Grundsätzlich sind 130 Stundenkilometer erlaubt. Für 22 Kilometer zu viel bekommen wir 220,- austral. Dollar Strafe aufgebrummt (etwa 165,- Euro) und das mit einer Amtsmine, die keinen Zweifel aufkommen lässt. Das fängt ja gut an.

Gegen Abend erreichen wir Daly Waters, einen kleinen Ort mit zehn Einwohnern und dem ältesten Pub des Landes. Als Stützpunkt im 2. Weltkrieg und Raststation für Rindertransporte hat es sich in früheren Zeiten einen Namen gemacht. Heute wird der "Geheimtipp" täglich belagert von hunderten Allrad- und Wohnwagentouristen, die profesionell und freundlich mit Livemusik, Witzen, gutem Essen und kaltem Bier abgespeist werden.

Die Bäume entlang der Straße werden weniger, niedriges Buschwerk und hartes Gras geben den Blick frei auf die Ebene des "Barkly Tablelands". In regelmäßigen Abständen taucht ein Roadhouse auf, wo wir kurz Pause machen und den Tank auffüllen. Diese Rasthäuser haben einen urigen Charme als Treffpunkt für Aborigines mit teilweise recht klapprigen Autos und den imposanten "Road Trains", die mit drei Anhängern nach dem Sattelaufleger über fünfzig Meter lang sind.
In der Ferne steigt Rauch auf. Wir fahren direkt darauf zu. Autos kommen uns mit Licht entgegen. Die schwarze Rauchwolke wird größer, Flammen sind zu erkennen. Der Highway führt uns mitten durch. Wir spüren die Hitze des Feuers und steuern beinahe im Blindflug durch den Qualm. Würde der Verkehr nicht unbeirrt weiterrollen, hätten wir das sicher nicht gewagt. Später erfahren wir, das ist im Aborigine-Land ganz normal. So wird der Busch aufgeräumt. Feuer und der Anblick von verbranntem Land erschrecken uns, die Ureinwohner erfreuen sich jedoch seit Jahrtausenden daran und niemand scheint sich aufzuregen.

Alice Springs lassen wir am späten Nachmittag erstmal links liegen und suchen uns im "Stuart Well Caravan Park" ein Plätzchen für die Nacht. Jim, der Besitzer, unterhält seine Gäste mit Geschichten aus der Pionierzeit seiner Eltern und seinem singenden und Klavier spielenden Wildhund "Dinky".
Nach drei Tagen sind wir am Ziel unserer Reise. Zu Mittag checken wir ein im "Ayers Rock Campground". Mit Luxushotels, riesigem Campingplatz und bestens ausgebauten Straßen ist das Gebiet rund um den berühmtesten Felsen Australiens für den Besucheransturm gerüstet. Noch ist der große "Sunset"-Parkplatz leer. Fast ehrfürchtig stehen wir vor dem Uluru, wie die Ureinwohner ihren heiligen Berg nennen. Von Fotos und Bildern ist er uns lange schon bekannt. Mitten in der Buschlandschaft sind wir von dem massiven, unverwechselbaren Wahrzeichen tief beeindruckt.
Wir besuchen am Nachmittag kurz die "Olgas", die in der Sprache der Aborigines "Kata Tjuta" - viele Köpfe - heißen. Zahlreiche runde Kuppen aus rotem Sandstein erheben sich aus der Ebene und bilden zum wolkenlosen Blau des Himmels ein umwerfendes Bild.
Rechtzeitig vor Sonnenuntergang sind wir wieder zurück und finden kaum noch einen freien Platz. Mit der sinkenden Sonne ändert der Uluru ständig seine Farbe von braun-orange bis leuchtend dunkelrot. Alleine dieses Schauspiel rechtfertigt die 2000 km lange Fahrt. Höchst zufrieden schlüpfen wir unter die Decke, um im Morgengrauen wieder zur Stelle zu sein. Unglaublich viele Frühaufsteher warten bei schneidig kaltem Wind, dass die ersten Sonnenstrahlen dem Felsen seine Farbe zurückgeben. Im Vergleich zum Sundown ist die Vorstellung aber eher enttäuschend.
Am Fuß des Berges möchten wir ein romantisches Sonntagsfrühstück genießen, verkriechen uns aber bald mit klappernden Zähnen und eiskalten Fingern in den Bus. Im australischen Winter gibt es im "Red Center" keine Fliegen und tagsüber ist es angenehm warm. Die Temperatur in der Nacht liegt allerdings nahe am Gefrierpunkt.
Beim Marsch um den Ayers Rock zeigt der Felsen seine vielen Gesichter. Manche Stellen sind den Aborigines besonders heilig und dürfen nicht fotografiert werden. Sie bitten auch darum, ihren Berg nicht zu besteigen, was wir gerne respektieren. Viele Touris kommen jedoch extra hierher, um im Gänsemarsch an einem Seil entlang hinaufzukraxeln.

"Ihr müsst unbedingt zum Kings Canyon fahren", hat uns Jim aufgetragen. Zusammen mit seinem Vater war er an der Erschließung des Gebietes beteiligt. Der Abstecher zur Felsenschlucht südwestlich von Alice Springs bedeutet zwar noch einige Kilometer mehr, beschert uns jedoch eine ausgedehnte Wanderung mit unvergesslichen Eindrücken.
Bei der Weiterfahrt riskieren wir eine Abkürzung auf 100 km "unsealed Road". Die breite Staub- und Schotterpiste rüttelt unseren Max ganz schön durch und lässt in Lois Erinnerungen an seine Rallye-Zeit aufkommen.
Genau einen halben Tag verbringen wir in Alic Springs. Eigentlich schade, denn in der angenehmen Stadt inmitten der "Mac Donnel Ranges" würden wir gerne länger in Galerien und Geschäften stöbern und in der Fußgängerzone bei einem "Flat White" und "Short Black" die Leute beobachten. Interessante Einblicke in das Schulsystem bekommen wir beim Besuch der "School of the Air". In einem Umkreis 10 mal so groß wie England werden heute 120 Schüler zentral von Alice Springs über Internet betreut. Bis 2003 wurde der Unterricht per Funk abgehalten.

Die Zeit drängt, wir müssen weiter. Felix wartet in Darwin vor Anker auf uns. Australische Freunde haben versprochen, auf unser Boot aufzupassen. Wir spulen wieder Kilometer um Kilometer ab, gewöhnen uns an Rauchschwaden und schwarze Landschaft und die vielen toten Känguruhs am Straßenrand. Zum Abschluss erholen wir uns im "Nitmiluk Nationalpark" bei Katherine. Durch dreizehn Schluchten windet sich der "Katherine River". Wir wandern gerade mal bis zur zweiten durch die malerische, trockene Landschaft. Ein Sprung ins kühle Nass erfrischt uns für den Rückweg.
Nach acht Tagen und viertausenddreihundert Kilometern sind wir zurück in Darwin. Felix geht es gut, wir sind erleichtert.
Für kommenden Dienstag haben wir am Zoll einen Termin zum Ausklarieren vereinbart. Am Mittwoch wollen wir weiter - Kurs Bali.

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