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""Sagt mal, von wo kommt ihr denn her...?" Jetzt weiß ich endlich, wo Schlumpfhausen liegt. Offiziell heißt diese hohe Insel mit ihrer malerischen Lagune und den kleinen Inselchen am Außenriff ja Bora Bora. Aber wohin ich schaue, sehe ich Ansammlungen von kleinen Stelzenhäuschen mit einem Haupthaus, die ins türkisblaue Wasser gebaut wurden. Mir gefällt die Vorstellung, dass hier die Schlümpfe wohnen. Oder sind das wirklich lauter Hotelresorts...?

"

Der tiefblaue Pazifik ist für einige Tage unser zu Hause, 680 Meilen weit. Maupiti, die kleine Nachbarinsel von Bora Bora soll ein Juwel abseits des Tourismus sein. Ein Besuch kürzer als eine Woche lohnt sich nicht, also streichen wir es. Uns bleibt nur ein Foto im Vorüberziehen. Auch den ursprünglichen Plan, über Suwarrow und West Samoa nach Niue zu segeln, haben wir gerade verworfen. Entweder schauen wir uns das landschaftlich und kulturell interessante Samoa an, oder das für Taucher reizvolle Niue. Beides ist nicht möglich, sonst müssten wir drei Tage lang bei seitlichen Wellen hart am Wind segeln. Wenn`s nicht sein muss - lieber nicht!

Unser Tag beginnt mit einem ordentlichen Frühstück mit Müsli, Obst, Marmeladebrot und Tee. Heute schaukelt Felix in drei bis vier Meter hohen Wellen auf und ab und bekommt immer wieder einen Stoß in die Seite oder von unten gegen den Salonboden. Wir bewegen uns breitbeinig, suchen zumindest mit einer Hand Halt und sind besonders mit heißen Flüssigkeiten sehr vorsichtig. Die vielgepriesenen Antirutschmatten sind eine große Hilfe.

Es ist sechs Uhr und immer noch finster. Ganz langsam zeichnet sich im Osten der erste Lichtschein ab. Wir sind zwölf Längengrade nach Westen gezogen und haben dadurch Zeit verloren. Die Uhren werden hier aber noch nicht zurückgestellt. Laut GPS sind wir nur mehr vier Meilen von der Nordspitze des Palmerston-Atolls entfernt. Angestrengt starre ich in die Dunkelheit. Die Inseln sind von einem breiten Riff umgeben und die Seekarten stimmen nicht immer ganz genau. Die ganze Nacht sind wir nur mit stark gereffter Genua gesegelt, um bei Tageslicht anzukommen. Felix war trotzdem kaum zu bremsen.

Ein Mann und eine Frau im kleinen Alu-Motorboot lotsen uns zum Ankerplatz am Außenriff. "Plopp!" Als wir später ins Wasser gehen, sehen wir, der Anker liegt mitten in den Korallen auf einem breiten, etwa zwölf Meter tiefen Riffvorsprung, der das gesamte Atoll umgibt. Felix schwebt bereits über einer Wand, die senkrecht in die Tiefen des Meeres abfällt. Es wäre besser gewesen, an einer Mooring festzumachen, um die Hartkorallen nicht zu beschädigen. "Sorry!"

Es ist Dienstag, 16 Uhr. Gerade haben wir am 165. Längengrad sämtliche Uhren an Bord um eine Stunde zurückgedreht. Bei uns ist es jetzt mitteleuropäische Sommerzeit minus dreizehn Stunden.
Hundertneunzig Meilen haben wir seit dem Palmerston-Atoll zurückgelegt und noch hundertdreißig Meilen sind es bis zum Wegpunkt Beveridge Reef. Hoffentlich legt der Wind wieder zu.

Mit drei bis vier Knoten sind wir gemächlich unterwegs. Ich backe frischen Kuchen, den wir uns nach dem Mittagessen bei einer ausgedehnten Kaffeepause schmecken lassen. Gut vierzig Meilen ist das Beveridge Reef noch entfernt. Vor Sonnenuntergang schaffen wir das nicht mehr. Wir werden in der Nacht wieder die Handbremse ziehen müssen und mit dem Landfall bis zum nächsten Morgen warten. Wenn die Sonne scheint und Felix ruhig durchs Wasser gleitet, kommt es auf einen Tag mehr oder weniger nicht an.

Das haben wir noch nie gemacht. Wir nähern uns nach Sonnenaufgang unserem Ziel, von dem außer Gischt und brechenden Wellen nichts zu sehen ist. Das Beveridge Reef hat die Form eines riesigen Fußabdrucks. Auf genau 20° südlicher Breite steuern wir Kurs 90° Richtung Osten und fahren durch den breiten Pass ins Atoll. Der Ankerplatz ist leicht zu erkennen, da sich auf dem angeblichen Geheimtipp schon mehrere Boote eingefunden haben.

Um halb sechs werde ich munter. Erstaunlicherweise habe ich gut geschlafen, obwohl unser Bett schaukelt wie auf hoher See. Das ist nicht wirklich lustig.
Gestern waren wir schnorcheln. Die Brandung schwappt ständig über das Riff in die Lagune. Es strömt so stark, dass wir nur mit Mühe gegenan kommen und uns immer wieder an einem Korallenblock festhalten müssen. Fische tummeln sich in allen Größen und Farben im glasklaren Wasser. So richtig genießen können wir das Umfeld leider nicht. Zu aufgewühlt ist das Meer außerhalb des Beveridge Reef.

Untermalt von schauriger Musik führen uns Kinder in einem Tanz vor, wie Käpt´n Cook 1774 von den Inselbewohnern aus Angst vor Krankheiten daran gehindert wurde, an Land zu gehen.
Es ist Sonntag der 4. Oktober, als wir vor dem Hauptort Alofi an einer Boje festmachen und über Funk mit "Niue Radio" Kontakt aufnehmen. Die freundliche Frauenstimme heißt uns herzlich willkommen, teilt uns aber mit, dass wir die Insel nicht betreten dürfen. Erst am Montag können wir einklarieren und so lange müssen wir am Boot bleiben. Die wilden Zeiten sind vorbei, vorsichtig sind die Insulaner immer noch.

Auf der Überfahrt von Niue überschreiten wir die Datumsgrenze. Sie macht vor Tonga einen Knick nach Osten zu 173° östlicher Länge.

Am Mittwoch dem 14. Oktober um 12 Uhr ist es plötzlich Donnerstag 15. Oktober 12 Uhr - da soll sich einer auskennen...?!
Jedenfalls sind wir jetzt der Zeit voraus und zwar um 13 Stunden gegenüber UTC.
Offiziell sind wir bereits in Haapai. Am Montag haben wir von Neiafu, dem Hauptort in der Vava´u Gruppe ausgecheckt und angegeben, wir segeln Richtung Süden in die Haapai Gruppe und dann weiter nach Tongatapu mit der tonganischen Hauptstadt Nukualofa.
Tatsächlich liegen wir vor Anker im Norden unserer "Privat"-Insel, die üppig bewachsen ist und von weißem Korallensand umrahmt. Ein weit ausladendes Riff schützt uns vor den Wellen. Das Wasser ist glasklar und kitschig blau. Es könnte Schlimmeres geben, als hier warten zu müssen, bis der Wind von Süd wieder auf Ost dreht.

Korallenriffe sind schön - und gefährlich - und in der Ha´apai-Gruppe weitverbreitet.
Mit den letzten Sonnenstrahlen tasten wir uns zum Ankerplatz auf der nördlichen Insel Ha´ano. Um die Mittagszeit sind Untiefen gut zu sehen und wir haben auch schon einen geübten Blick für die unterschiedlichen Farbtöne. Doch jetzt sehe ich nur noch eine blauschwarze Oberfläche. Mit Kurs 90° steuern wir laut Handbuch den Schwammerl-Felsblock vor der Küste an und lassen den Anker fallen.

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