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Bequia (spricht man Beck-wei) taucht am frühen Morgen des 24. Jänner vor unserem Bug auf. Die kleine Insel mit 6000 Einwohnern liegt hundert Meilen westlich von Barbados.

Am Mittwoch Nachmittag brechen wir von dort bei gutem Ostwind auf, setzen nur die Genua und sind unter beachtlichem Seegang recht flott unterwegs. Die Nachtfahrt ist sehr unterhaltsam. Zuerst donnert ein Propellerflugzeug zwei mal in Höhe unserer Mastspitze knapp an uns vorbei, danach muss Tom einen Frachter und später ein Kreuzfahrtschiff per Funk ersuchen, den Kurs zu ändern. Beide fahren von achtern genau auf uns zu.
Wir gehen vor Anker in der Admiralty Bay im Westen. Grob geschätzt liegen in dieser riesigen Bucht einhundertfünfzig Yachten aus aller Herren Länder. Einige Charterboote sind darunter, hauptsächlich sehen wir aber sehr gepflegte, stilvolle Segelyachten, die so wie wir auf Bequia Zwischenstopp machen. Nach dem Frühstück fahren Lois und ich mit dem Dingi an Land, wir müssen einklarieren. Zoll, Einwanderungsbehörde und Postamt finden wir in dem großen gelben Gebäude gleich hinter dem Fähranleger. Sehr cool und bedächtig erledigen die Beamten ihren Job, kaum zu glauben, dass man sich so langsam bewegen kann. An Gebühren haben wir 75,- EC (East Carribean Dollar) zu bezahlen, das entspricht 29,- US Dollar. Jetzt dürfen wir die gelbe Q-Flagge abnehmen und die blau-gelb-grüne Flagge von "St. Vincent und den Grenadinen" setzen.
Nur noch zu dritt, denn Sonne ist am 22. Jänner heimgeflogen, schlendern wir durch den kleinen Hafenort Port Elizabeth. Unübersehbar hat sich die Bevölkerung auf die vielen Segler eingestellt. Ob Taxifahrer, T-Shirtverkäufer, Internet Cafe oder Restaurant, fliegender Wäschedienst, Wasser- und Dieselzustellung, Bootszubehör, alles wird hier angeboten.
Uns lockt die Halle mit frischem Obst und Gemüse. Eine gute, reife Papaya hätten wir gern, sagen wir zu einem Verkäufer. Plötzlich stürzen sich alle anderen Händler auch auf uns. Da koste mal! Orangen, Ananas, Mangos, wir sind umringt und können uns fast nicht wehren. So viel brauchen wir aber nicht. Sie schauen ganz beleidigt. Wieviel kostet die Papaya? 20,- EC meint der junge Mann und 10,- will er für die Tasche, in die er die Frucht gesteckt hat. "Damit du sie heimtragen kannst." Ich gebe ihm den Zwanziger, aber der Geschäftssinn ist echt bewundernswert.
Am Freitag überqueren wir zu Fuß die Insel, wandern die zwei Kilometer zur Ostküste und sind überwältigt von den hohen Kokospalmen entlang der türkisfarbenen Buchten vor dem blauen, mit Schäfchenwolken überzogenen Himmel. Lauter Ansichtskartenmotive - kitschig! Lois findet eine schöne Kokosnuss. Sofort macht er sich mit Feuereifer daran, die äußeren Fasern zu entfernen, kappt die Nuss an einem Ende und wir trinken unsere erste frische Kokosmilch. Er zerschlägt die Schale und wir lassen uns auch das Fruchtfleisch schmecken. Eine genussvolle Erfrischung für ein paar müde Wanderer!

Langsam ziehen wir Richtung Süden. Am 4. Februar wird auch Tom von Grenada zurückfliegen ins kalte Österreich. Heute liegen wir im Lee des Inselchens Petit Nevis, nur ein paar Meilen von Bequia entfernt.
In dieser Gegend soll es Wale geben, hoffentlich. Denn hier werden die alten Walfänger als Helden verehrt und die schlimme Tradition lebt leider immer noch. Auf Petit Nevis wurden die Tiere an Land gezogen und zerlegt. Eine Betonrampe und riesige Wannen zeugen noch davon.
Tom ist entsetzt über das sinnlose Abschlachten dieser schönen Säugetiere. "Lasst sie doch leben und macht lieber Walbeobachtungen mit den Touristen", meint er. "Das bringt auf Dauer viel mehr!"

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