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Entlang der Nordwestküste von Madagaskar ankern wir in einigen geschützten Buchten. Sicherlich ist das zu wenig, um diese riesige Insel wirklich kennenzulernen, doch sind wir beeindruckt von der vielfältigen Natur und den freundlichen, sehr armen Menschen. In der Maramba Bay sehen wir unsere ersten Baobabs - gewaltige Bäume, die ausschauen, als wären sie verkehrt eingesetzt mit Formen, die gar nicht unseren gewohnten Vorstellungen eines Baumes entsprechen. Im dichten Gebüsch der kleinen Inseln entdecken wir Lemuren, eine in Madagaskar heimische Affenart. Diese braunweißen Gesellen springen mit ihren langen Beinen meterweit von einem Baum zum nächsten und hüpfen aufrecht am Boden mit hoch erhobenen Vorderbeinen.
Bevor wir aufbrechen Richtung Afrika, verbringen wir noch einen Tag in der Baly Bay, wo wir vorsichtig zwischen Sandbänken unseren Ankerplatz ansteuern. Fuer die Bewohner des kleinen Dorfes sind wir gemeinsam mit Pakia tea natürlich eine unübersehbare Attraktion. Ein Mann rudert mit seiner kleinen Tochter im Auslegerkanu zu uns heraus, bringt uns Kokosnüsse und Eier und freut sich über Angelhaken, T-Shirts und Sonnenbrillen. Kurz darauf kommt er nochmal mit Bananen, die der Kapitän so dringend für sein Früstücksmüsli braucht. Am Nachmittag fahren wir gemeinsam mit Tom, Sonja und Keanu an Land, wo wir sofort von einer neugierigen Kinderschar umringt sind. Keanu zieht mit seiner hellen Haut und den blonden Haaren viele Blicke auf sich. Ein netter Mann mit Brille, offensichtlich das Dorfoberhaupt, zeigt uns stolz einen uralten, stämmigen Baobab, der den Kindern als Kletterbaum dient und führt uns vorbei an einfachen mit Palmwedeln gedeckten Holzhütten zur Schule. Zwei junge Lehrerinnen bitten uns hinein, mit meinem bescheidenen Französisch versuche ich mich mit ihnen zu verständigen. Wir bedanken uns höflich und machen uns auf den Rückweg. Da winken sie mich nochmals zu sich und fragen etwas verlegen, ob wir nicht vielleicht Hefte oder Stifte an Bord haben. Die Kinder hier sind sehr arm, sagen sie, was wir auch selbst feststellen können. Wir suchen zusammen, was wir an Schreibmaterial am Boot haben und Sonja gibt ihnen noch zusätzlich Geld. Mit großen Augen fallen sie uns voll Freude um den Hals und bedanken sich vielmals.
Es wird Zeit für die Überfahrt nach Afrika. Intensiv besprechen wir die Wetterlage. Ein Tief mit Südwind ist in vier Tagen angesagt, davor wären allerdings die Bedingungen optimal. Wenn wir noch heute Abend, also am 13. Oktober lossegeln, könnten wir die 700 Meilen bis Bazaruto Bay an der Küste von Mozambique schaffen und dort auf das nächste Wetterfenster warten, um weiter nach Richards Bay in Südafrika zu segeln. Die Entscheidung ist nicht leicht, schließlich lichten wir in mondloser, stockdunkler Nacht den Anker und ziehen los.
Zwei Tage sind wir nun auf See bei wechselnden Bedingungen. Tag eins ist sehr erfreulich - guter Wind von achtern oder leicht von steuerbord und mitlaufende Strömung. Wir kommen schneller voran, als geplant. Doch vergangene Nacht dreht die Strömung und der Wind verläßt uns. Mit ein bis zwei Knoten Fahrt über Grund schleichen wir unter Motor dahin, um nicht rückwärts zu driften. Am Morgen kommt zwar wieder schöner Segelwind aus Nordost auf, doch die starke Gegenströmung mit bis zu drei Knoten bleibt uns erhalten. Bazaruto werden wir nicht rechtzeitig erreichen, Tom und Lois beraten am Funk über eine Alternative.

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