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Unser Zeitbegriff hat sich geändert. Mehr als drei Wochen sind wir unterwegs in den Yasawas. Was früher ein ausgedehnter Urlaub war, erscheint uns jetzt in dieser herrlichen Umgebung relativ kurz.

Vor dem Ort Nabukeru erforschen wir für zehn Fidschidollar (etwa vier Euro) pro Person eine Höhle. Die steil aufragenden Wände sind kahl und ohne Lebewesen. Ich fühle mich wie in einer gotischen Kirche. Die Höhle wird bald darauf wegen Besitzstreitigkeiten geschlossen, wodurch den Bewohnern eine wichtige Einnahmequelle entgeht.
Die Blue Lagoon bringt uns mitten in den Tourismus. Kaum ist der Anker vor dem Nanuya Inselresort gefallen, nähert sich von hinten ein gelbes Ungetüm in Form eines riesigen Motorkatamarans. Das Ding kommt näher und näher, bis sich uns die Haare sträuben. "Yellow Kat, yellow kat, what's going on?" Fast zu laut brülle ich ins Funkgerät. "That's ok", antwortet der Kapitän. "We can see you. Your vessel is big enough." Er holt braungebrannte Hotelgäste ab, bringt blassen Nachschub und auch Versorgung für die Küche. Zum Sundown lassen wir uns auf einer gemütlichen Couch nieder. Das ist nur für Hausgäste, klärt uns der Barkeeper auf. Die Umgebung des Resorts ist zwar traumhaft und das Essen ausgezeichnet, aber ein bitterer Nachgeschmack bleibt.

Den seitlichen Schwell in der Somosomo Bay auf Naviti sind wir nicht mehr gewohnt. Dafür haben wir die weite Palmenbucht mit weißem Sandstrand und einem beeindruckenden Korallenriff fast für uns allein. Bei Niederwasser fällt das Riff trocken und Leute aus dem nahegelegenen Dorf suchen darauf nach essbarem Meeresgetier.
An der Westküste von Naviti sollten wir in Botaira halten. Das verraten uns amerikanische Segelfreunde von "Mokisha". Während wir den bewährten Kokos-Rum-Drink á la Felix schlürfen, verhindern kleine Wölkchen den "Green Flash", auf den Colleen schon so lange hofft. Die Ratschläge der beiden beim abendlichen Plauderstündchen erweisen sich aber als sehr hilfreich. Als wir den beschriebenen Ankerplatz ansteuern, entdecken wir ein Motorboot, ein großes Haus und mehrere Bures. Schon wieder ein Resort, stellen wir enttäuscht fest. Vorsichtig begeben wir uns mit dem Dingi über das seichte Korallenriff an Land. "Bula! Welcome home!" tönt es diesmal freundlich von der Terrasse. Bei Cocktail und Fiji Bitter treffen sich die Hotelgäste zur "Happy Hour". Wir werden mit offenen Armen in der Runde aufgenommen und mit tausenden Fragen über unsere Reise überschüttet. Unser Leben scheint doch zur Zeit recht abenteuerlich zu sein. Botaira ist in Fidschi-Hand. Der Besitzer stammt von der Insel Waya und die Mitarbeiter kommen zu Fuß über den Hügel aus dem nächsten Dorf. Sie sind fröhlich und zuvorkommend und ebenfalls sehr neugierig auf Felix. Der "Activity man" Solo besorgt uns Bananen, Trinknüsse und Papayas und bringt die Früchte natürlich selbst aufs Boot. Anerkennend pfeift er durch seine Zahnlücke. Das würde ihm auch gefallen.
Beim Beachvolleyball im Resort breche ich mir fast den kleinen Finger. Er ist geschwollen und schillert in allen Farben, als wir am Sonntag zwei Meilen zur Südspitze von Naviti segeln. Im Pass zwischen Naviti und der kleinen Insel Drawaga sollen sich bei Hochwasser Mantarochen aufhalten. Wir verankern das Dingi und strampeln mit Flossen und Maske gegen die Strömung. Bald kommen drei schwarze Schatten mit kaum merklichen Bewegungen auf uns zu. Wir versuchen, ihnen zu folgen, abzutauchen, Bilder zu machen. Das ist ganz schön anstrengend aber auch unheimlich beeindruckend. Als Draufgabe ist ein Schwarm Großmaulmakrelen im Pass auf Futtersuche. Mit weit aufgerissenem Maul filtern sie, genau wie die Mantas, Plankton aus dem Wasser.

Später schnorchle ich gleich vom Boot aus am ausgedehnten Riff hinter unserem Ankerplatz. Korallen ohne Ende, dazwischen bunte Fischlein als Farbtupfer, ich bin immer wieder überwältigt. Besonders gerne beobachte ich die verschiedenen Clownfische, die ihre Kinder in der Anemone verteidigen. Die Winzlinge kommen auf mich zu und zeigen furchterregend die Zähne.

Ganze fünfzehn Meilen liegen vor uns bis zur Südbucht von Waya. Bei Sonnenschein und leichtem Südostwind setzen wir nur die Genua, lassen einen Motor mitlaufen und starten den Watermaker. Wie gewohnt stehe ich am Bug und halte nach Untiefen Ausschau. Ein dunkler Rücken zeigt sich. Ein Delphin? Gemeinsam suchen wir die Wasseroberfläche ab. Da! An backbord entdecken wir drei große Rücken mit sichelförmiger Finne. Das sind Wale! In längeren Abständen tauchen sie noch mehrmals auf, bis wir sie schließlich aus den Augen verlieren.
Wir ankern vor dem Dorf Yalobi unter der Felskulisse der gebirgigen Insel Waya. Ein gepflegter Weg führt vorbei an den meist recht ordentlichen Bures, die häufig noch gebaut sind aus allem, was die Palme liefert. Dort und da ergibt sich ein nettes Gespräch. Nein, Muscheln wollen wir nicht kaufen, aber Eier und Früchte brauchen wir. Ein Mädchen bringt uns zu der Frau mit dem Schlüssel fürs Geschäft, das bei Bedarf aufgesperrt wird und nur Dosen und Fertigprodukte im Regal hat. Papayas gibt es frisch von der Staude und die Mangos auf den Bäumen ringsum sind leider noch nicht reif.
Mit Wanderschuhen und einem ortskundigen Hund als Begleiter klettern wir in die Berge, vergießen jede Menge Schweiß und werden mit einer tollen Aussicht belohnt. Zu meinem gestauchten Finger gesellt sich noch ein zerschundenes Schienbein, als wir uns am Donnerstag von den Yasawas verabschieden.

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