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Wir haben es tatsächlich geschafft, von Südafrika auszuklarieren, ohne mit dem Boot nach Kapstadt zu fahren. Es war nicht leicht. Laut derzeitigen Bestimmungen müssen alle Segler in den Royal Cape Yacht Club fahren, der so etwas wie die Zollmole ist. Allerdings muss man dafür natürlich eine saftige Liegegebühr bezahlen, viel unnötige Zeit vergeht und die Einfahrt ist bei starkem Wind ziemlich gefährlich. Mühsam besorgen wir uns alle Bestätigungen, die für ein Ausklarieren von Simon´s Town aus nötig sind:

 

1) ein Schreiben vom FBYC (False Bay Yacht Club) in Simon´s Town, dass wir alles bezahlt haben.

2) eine Bestätigung vom RCYC (Royal Cape Yacht Club) in Kapstadt, dass sie keinen Liegeplatz für uns haben.

3) eine Schreiben vom Harbourmaster in Kapstadt, dass die Hafenmauern zu hoch sind, um dort anzulegen und die Beamten an Bord zu nehmen.

4) ein Schreiben der V&A Waterfront Marina in Kapstadt, dass sie ebenfalls keinen Platz für uns haben.

Um 2 Uhr legen wir dem Immigration-Beamten alle von ihm verlangten Schreiben vor und warten darauf, endlich einen Ausreisestempel in unsere Pässe zu bekommen. Er ist aber päpstlicher als der Papst und erkundigt sich persönlich bei allen Stellen, ob unsere Papiere auch der Wahrheit entsprechen. So viel Misstrauen und Machtdemonstration haben wir noch nicht erlebt. Als i-Tüpfelchen erklärt er uns, wir müssen bis zum Abend warten, weil er einen Beamten nach Simon´s Town schicken wird, um die Situation zu überprüfen. Von Telefon, e-mail und sonstigen Kommunikationsmöglichkeiten hat er wohl noch nichts gehört. Um 17 Uhr stehen wir wieder vor unserem zweifelhaften Freund und da ihm keine weitere Schikane mehr einfällt, stempelt er wirklich unsere Pässe. Halleluja!

Ein Tiefdruckgebiet unterbricht die lange Periode mit Starkwinden. Lange brüten Lois und Tom über den verschiedenen Vorhersagen, die sich täglich ändern. Schließlich lösen wir am Sonntag um 23 Uhr die Leinen von unserer Mooring. Herzlichen Dank! Wir haben deine robuste Verankerung in den stürmischen Tagen und Nächten sehr zu schätzen gewusst. Zu dieser späten Stunde wegzufahren ist zwar nicht mein Traum, allerdings hoffen wir dadurch auf günstige Windverhältnisse. Nach 13 Meilen Kurs Süd runden wir um 3 Uhr in der Nacht das Kap der Guten Hoffnung. Ein großer Moment, den wir bei Vollmond, aber stark bewölktem Himmel erleben. Von weitem sehen wir das Leuchtfeuer und schemenhaft die Bergkulisse. Foto gibt es keines, nur eine Ansichtskarte, die ich mir in Simon´s Town um meine letzten südafrikanischen Rand gekauft habe.

Kurz danach macht der Steuerbordmotor komische Geräusche. Lois stellt ihn ab und entdeckt bald die Ursache. Wir haben eine dickes Fischerseil gefangen. Vergeblich versucht er, das Ding aus der Schraube zu bekommen und schneidet es schließlich links und rechts durch. Da der vorhergesagte Südwind noch zu schwach ist zum Segeln, starten wir den Backbordmotor. Es dauert nicht lange, da spuckt auch der. Wir haben ein Gewirr aus Bojen und Seilen erwischt. Alle Versuche, uns davon mit Haken, Messer oder Zange zu lösen, scheitern. Es hilft alles nichts, Lois muss ins Wasser - ein traumhafter Nachttauchgang bei 13 Grad Wassertemperatur. Er schafft es nicht, das Kuddelmuddel zu entwirren, kann aber die Leine an Steuerbord von der Schraube lösen. Wir fahren weiter durch die dunkle Nacht... und fangen noch einmal an Steuerbord eine Boje. Nein!!! Schnell den Motor aus und noch einmal ins Wasser. Das Seil hat sich zum Glück nicht zu stark verklemmt und wir sind bald wieder frei. Langsam beginnt es zu dämmern. Bei unangenehmem Nieselregen halte ich angestrengt Ausschau nach weiteren Fallen. Wir steuern von der Küste weg und weichen den zahlreichen Fischerbojen erfogreich aus. Die Begeisterung an Bord hält sich in Grenzen. Ein gutes Frühstück mit Tee und Kaffee hebt die Lebensgeister. Auch der versprochene Wind setzt ein. Unter Spinnaker segeln wir an der Südwestküste entlang, eine herrliche Landschaft mit Berggipfeln, Buchten und Stränden. Zu Mittag liegt Kapstadt vor uns umrahmt vom Tafelberg. Die Welt ist wieder in Ordnung und wir sind froh, gut ums Kap und durch die Nacht gekommen zu sein.

Außerhalb der Tafelbucht liegt Robben Island, das durch sein Hochsicherheitsgefängnis bekannt wurde. Der berühmteste politische Häftling war Nelson Mandela. Er hat hier 18 Jahre seines Lebens verbracht. Ehemalige Gefangene führen heute Touristen durch die Anlage. Wir versuchen über Funk um Erlaubnis zu fragen, südlich des Hafens zu ankern. Die kommenden Tage sollen Nordwind bringen, den wir im Schutze der Insel verbringen wollen, um auf Südostwind für die Weiterfahrt nach St. Helena zu warten. Da wir keine Antwort bekommen, lassen wir einfach den Anker fallen. Offiziell darf man das zwar nicht, aber eine andere geschützte Bucht gibt es weit und breit nicht.

Zum Abschied von Südafrika hätten wir keinen schöneren Platz finden können. Die weite Tafelbucht mit Kapstadt und dem flachen Tafelberg vor uns, mal mit und mal ohne "Tischtuch"- Wolke, um uns herum Kormorane, Seeschwalben und Möwen, faul im Wasser treibend ein paar Robben und zur Abrundung des Programms einige Buckelwale auf Futtersuche, die immer wieder ihren runden Rücken aus dem Wasser heben, laut ausblasen und mit der langen Brustflosse winken. Heute sind wir kurz kontrolliert worden und haben die Erlaubnis bekommen, bis Donnerstag Früh zu bleiben. Dass wir nicht von Bord dürfen macht gar nichts. Wir nützen die Tage noch ausgiebig zum Spielen mit unserem Enkel Keanu. Danach werden wir uns ja längere Zeit nicht sehen.

 

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