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Endlos lange, menschenleere Strände segeln wir entlang, lassen das lärmende Phuket hinter uns. Die Westküste der Provinz Phang Ngam ist sehr seicht, ein paar Fischerboote und wenige Touristenunterkünfte sind zu sehen. Die Nacht wollen wir in Ban Thap Lamu verbringen, laut "Southeast Asia Pilot" ist das ein Fischerdorf in einer ruhigen Flussmündung. Wir motoren vorbei an der Navy Basis und lassen im trüben Wasser unseren Anker fallen. Geschützt ist dieser Liegeplatz wirklich, aber bald kehren unzählige Speedboote mit ihren Tagesgästen von den Similans zurück und müssen natürlich bis kurz vor der Anlegestelle Vollgas fahren. Entsprechend lustig tanzen wir und alle anderen Ankerlieger auf und ab. Unser Versuch, mit dem Dingi an Land zu fahren, scheitert ebenfalls. Die Stege sind mindestens 2 Meter hoch und hunderte Fischerboote haben hier festgemacht. Beeindruckend! Noch nie haben wir so viele auf einmal gesehen. Bei dem Schwell, dem Dreck und dem Getümmel wollen wir unser Dingi nicht alleine lassen und machen uns lieber auf Felix einen schönen Abend.

Weiter Kurs Nord bei Sonnenaufgang! Die Fischer haben einen Riesentorlauf für uns ausgesteckt. Unzählige Fähnchen markieren ihre Netze und wir schlängeln uns durch. Bei Koh Phra Thong könnten wir durch eine Inland Passage fahren, haben aber ausnahmsweise gerade so angenehmen Segelwind und wollen nicht schon wieder den Motor starten. An der Westküste von Koh Ra ankern wir auf kaum 3 Meter Wassertiefe. Sprachlos schauen wir uns um. Kein Mensch da... Strand, Dschungel, Wasser... Die Wellen plätschern, Vögel gurren und zwitschern, es ist kaum zu glauben. Schon ewig haben wir keinen so ruhigen Platz mehr erlebt. Ich paddle die Küste entlang, wir spazieren am Strand und Lois hält Ausschau nach Kokosnüssen. Wir finden aber nur ausgetrocknete oder von den Ratten angefressene. Die guten Nüsse werden offensichtlich regelmäßig gesammelt.
Ein Stück nördlich entdecke ich ein paar Hütten und überrede Lois zu einem Ausflug mit dem Dingi. Es ist ein einfaches Camp, wo momentan aber kein Betrieb ist. Eine Frau winkt uns zu. Sie empfängt uns mit einem freundlichen Redeschwall - leider nur auf Thai. Unbedingt müssen wir mitkommen zum "Restaurant", wo sie uns mit Nescafe und Tee bewirtet. "Sorry, we have no Baht." Das macht nichts. "For free". Dankeschön! Sie möchte sich gerne mit uns unterhalten, doch können wir nur erahnen, was sie meint. Danach spazieren wir durch den Wald, erreichen nach einem Sumpfgebiet wieder einen wunderschönen Strand, wo Kinder und eine alte Frau Schnecken sammeln. Ein junger Mann kommt auf uns zu und begleitet uns zurück zum Camp. Er pflückt für uns rotgelbe Cashew-Äpfel vom Baum. Sie riechen herrlich und schmecken saftig und süß. Unten dran hängt die Cashew-Nuss. Die Nüsse haben wir schon früher gesehen, aber noch nie die reifen Äpfel. Zum Abschluss wartet seine Frau noch mit grünen und gelben Bananen auf uns. Wir sind ehrlich gerührt. Seit der Südsee ist uns niemand mehr mit so einer natürlichen Freundlichkeit begegnet. Morgen sollen wir zum Essen kommen. Wir wollen aber den Anker lichten und 25 Meilen nach WNW zu den Surin Islands segeln.

Aus zwei Hauptinseln mit kleinen Inselchen rundherum besteht der Surin Nationalpark. Bei den konstant leichten Winden, die täglich von West über Nord nach Ost drehen, können wir jeden Ankerplatz nützen. Nur der Schwell, den die Gezeiten verursachen, schaukelt uns zeitweise munter auf und ab. In der großen Bucht im Osten von Koh Surin Nua, der Nordinsel, verbringen wir einige sehr entspannte Tage. Kleine Fischerboote liegen im Zehnerpaket an einer Boje neben uns und angenehme Vogelstimmen aus dem Dschungel sorgen für Unterhaltung. Leicht ernüchternd sind unsere Ausflüge unter Wasser. Das gewaltige Korallenriff muss vor der Korallenbleiche vor einigen Jahren ein traumhafter Anblick gewesen sein. Jetzt bringen nur noch die Papageifische, Doktorfische und Riffbarsche etwas Farbe in diese trostlose Unterwasserlandschaft. Ganz zaghaft entwickeln sich wieder neue Korallen, bis zur ursprünglichen Fülle wird es jedoch viele Jahre dauern.
Wir umrunden Koh Surin Nua im Norden und machen einen Abstecher zur kleinen Insel Koh Chi. Der Leuchtturm, ein einfaches Metallgerüst, markiert an dieser Küste den nördlichsten Punkt von Thailand. Ins angrenzende Myanmar dürften wir nur mit Sondergenehmigung und mit einem einheimischen Guide an Bord.
Ao Mai Ngam, die kleine Bucht im Westen, erwartet uns mit traumhaft türkisblauem Wasser und üppig grüner Vegetation. Wieder erkunden wir das ausgedehnte Korallenriff mit Maske und Schnorchel und haben uns inzwischen an den traurigen Anblick gewöhnt. Gerne würde ich länger als nur eine Lungenfüllung mit den bunten Fischlein verbringen. Nach langem Überlegen schnallen wir uns das Tauchjacket mit Flasche um und machen nach mehr als zwei Jahren einen vorsichtigen Check-Tauchgang. Ich bin seit kurzer Zeit Diabetikerin und muss mich daher erst langsam an alle Aktivitäten herantasten, die zuvor selbstverständlich waren.
Hunderte rosa Quallen und unansehnlicher Schlier auf der Wasseroberfläche sind am nächsten Tag ein unschöner Anblick. Woher der Dreck auf diesen abgelegenen Inseln kommt, ist uns ein Rätsel. Jedenfalls ziehen wir weiter und besuchen die Siedlung der Moken, die letzten Seezigeuner auf den Surins. In einer malerischen Bucht mit klarem Wasser in den schönsten Farben, unterbrochen durch das Braun der seichten Korallenköpfe, sehen wir am Strand eine Reihe Hütten und davor einfache Holzboote. Dem traumhaften Anblick folgt schnell die Ernüchterung. "Welcome to Moken Village" steht auf einer großen Tafel. Kinder bieten uns kleine Holzboote an, für ein Foto wollen sie 10 Baht. Die Erwachsenen sitzen in ihren Hütten oder liegen in der Hängematte und rauchen ein zweifelhaftes Kraut. Dementsprechend benebelt wirken manche Gestalten, die an uns vorbeitaumeln. Ein Waldlehrpfad gibt Auskunft über Wurzeln und Blätter, die für Medizin und Ernährung verwendet werden und erklärt die einfache Lebensweise der Zigeuner. Offensichtlich sind diese "freien Menschen" aber zur Touristenattraktion verkommen und können ohne fremde Hilfe nicht mehr existieren. Wir werden schon nach wenigen Minuten ignoriert, keiner grüßt uns oder schenkt uns auch nur einen Blick. Erst als wieder ein Boot ankommt mit weiteren Schaulustigen, beginnt das Spiel von neuem.

An der Südwestspitze von Koh Surin Tai finden wir "unser" Plätzchen. Wir ankern vor einer Felsküste mit üppig grüner Kulisse. Der Ankergrund ist feinster Sand, was dem Wasser seine unbeschreiblich kitschige Farbe gibt. Gleich hinter Felix beginnen die Korallen und darüber tummeln sich Fischlein in allen Farben und Größen. Leichte Dünung rollt heran und klatscht mit gewaltiger Gischt an die Felsen. Das beeindruckende Schauspiel untermalt unsere gemütliche Kaffeestunde. Danach gehen wir schnorcheln, tauchen, schwimmen, paddeln ... oder genießen einfach die Ruhe.


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