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Bald wachsen uns Schwimmhäute. Stundenlang schnorcheln wir kreuz und quer durch die Lamen Bay im Nordwesten der Insel Epi. Der Sandboden ist mit kurzem Seegras bewachsen. Einsam schwimmt ein Riesendrücker durch die Bucht und flüchtet vor uns. Ein Stachelrochen liegt gut getarnt in einer Grube und tolpatschige Kugelfische inspizieren unsere Ankerkette. Immer wieder entdecken wir Schildkröten, die in aller Ruhe am Grund nach Futter suchen und dazwischen kurz an die Oberfläche schwimmen um zu atmen. Hier in der Lamen Bay stehen sie unter Naturschutz und werden daher nicht im Suppentopf landen.

Rund um Korallenblöcke tummeln sich zahlreiche bunte Fische und Clownfische beobachten uns aus der schützenden Anemone. Das ist ja alles ganz schön und gut, aber der Hauptdarsteller zeigt sich nicht.
Jetzt sind wir schon drei Tage hier und haben das eigenartige Tier, das auf Bislama "Cow fis" heißt, immer noch nicht gefunden. Auch auf den Nachbarbooten wird angestrengt Ausschau gehalten. Der Kapitän von "Szel" bläst ins Nebelhorn. Er hat in der Mitte der Bucht einen grauen Rücken erspäht. Lois hat kaum seinen Kaffee ausgetrunken, schon springt er ins Wasser. Wie magnetisch angezogen strampeln alle Schnorchler auf den angezeigten Punkt zu. "Wo ist er?" Lange Gesichter, wieder nichts. "Da! Bei der Boje!" Ich gebe Vollgas, schaue rundherum und bemerke plötzlich einen Schatten, einen plumpen Körper, eine breite Schwanzflosse...den Dugong! Kurz nehme ich den Schnorchel aus dem Mund, ich rufe und zeige den anderen die Richtung an, stecke aber gleich wieder den Kopf unter Wasser, um den sonderbaren Meeresbewohner nicht aus den Augen zu verlieren. Der Dugong lässt sich am Boden nieder und wühlt mit seinem schlabbrigen Maul den Sand um. Er wirbelt eine dicke Staubwolke auf und zeigt sich von unserer Anwesenheit relativ unbeeindruckt. Wir tauchen zu ihm hinunter und lassen die Kamera klicken. Schön ist der Koloss nicht wirklich aber trotzdem faszinierend. Der "Kuhfisch" unterbricht seine Mahlzeit, schwimmt gemächlich nach oben, gefolgt von hektisch strampelnden Menschlein, holt Luft und taucht wieder ab. Mehrere Schiffshalter haben sich als seine Begleiter an dem unförmigen Körper festgesaugt. Lange beobachten wir das seltene Schauspiel, bis schließlich einer nach dem anderen zufrieden zu seinem Boot zurückkehrt. Der Dugong schlägt sich weiter wie ein riesiger Staubsauger den Bauch voll und wird sich über Nacht zur vorgelagerten kleinen Insel Lamen zurückziehen.


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