6. Sept. 09, Moorea - Insel zum Aufatmen
Moorea lebt vom Tourismus. Erlebnistouren werden angeboten zu Lande und zu Wasser. Wie auch anderswo stehen nicht alle Aktivitäten im Einklang mit der Natur. Wir teilen zum Beispiel nicht die Begeisterung unserer Freunde über die Faszination, die von der hautnahen Begegnung mit gefütterten Stachelrochen ausgehen soll. Auch die wenigen Haie in dieser Gegend werden mit Leckerbissen angelockt. Immer wieder versuchen wir, auf die sinnlose Gefahr hinzuweisen, die durch den Eingriff in das natürliche Verhalten der Tiere herbeigeführt wird. "Aber der Tourist will es doch so", lautet die angeblich alles rechtfertigende Begründung.
Nach einem eher ernüchternden Tauchgang, bei dem wir zwar viele Fische, aber auch das abgestorbene Korallenriff sehen, schnüren wir am nächsten Tag unser Ränzchen und machen uns zu Fuß auf den Weg. Als echte Alpenländler ziehen uns die Berge magisch an. Die Straße zum Ausblickspunkt "Belvedere" führt vorbei an saftigen Weiden mit grasenden Rinderherden. Man könnte glauben, wir sind auf einer österreichischen Alm. Nur die riesigen Gummibäume und Bambusbüsche machen uns bewusst, wie weit wir von daheim entfernt sind.
Wir bleiben bei einem "marae" stehen und studieren die Informationstafel. Diese rechteckigen, mit dicken Steinmauern umgebenen Plätze waren die Freilufttempel und Versammlungsorte der Urbevölkerung in französich Polynesien. Ein junger Einheimischer begrüßt uns freundlich. "Das ist der Platz meiner Vorfahren", erzählt er in bestem Englisch. Er kommt regelmäßig hierher, um Stress abzubauen und Kraft zu tanken. Jeder Stein ist Teil des Ganzen und darf nicht verändert oder gar entfernt werden. Atoni ist Tänzer und war mit seiner Gruppe gerade in Belgien auf Tournee, um das Verständnis für die Kultur seines Landes zu verbreiten. Die Polynesier haben vor ungefähr 250 Jahren den Europäern einen freundlichen Empfang bereitet, ohne zu ahnen, welche Veränderungen diese Fremden für die Inselwelt bringen würden. Doch das ist Geschichte und am Rad der Zeit kann keiner drehen. Für uns ist es interessant zu erfahren, dass die alten Kultstätten bis heute für einen modernen Menschen wie Atoni eine so tiefe Bedeutung haben.
Am "Belvedere" liegen uns Cook`s Bay und Opunohu Bay zu Füßen. Bis hierher kommen auch Besucher mit Tourbussen und Leihautos. Ein Lächeln für die Kamera und schon geht es weiter zur nächsten Station. Uns lockt der alles überragende Mou´a Roa. Wir folgen einem Waldweg, kommen zu einem kleinen Wasserfall und wandern durch üppigen Regenwald. In Serpentinen steigen wir höher. Der Weg ist seitlich mit Steinen markiert und gut gepflegt. Er führt entlang einer hohen, schwarzen Wand und endet an einer Lichtung. Endlich steht hoch über dem Meer der mächtige Gebirgsstock vor uns. Der Anblick ist beeindruckend und die Ruhe unglaublich.