16.04.10 - Schwefeldampf und heiße Quellen
Bei Ebbe beginnen am "Hot Water Beach" im Osten der Coromandel Halbinsel fieberhafte Grabungsarbeiten. Auch wir haben uns am feinen Sandstrand niedergelassen. Vorerst bleibt unser Schauferl noch im Rucksack und wir beobachten, ob der kräftige Herr nebenan mit seinem Spaten eine Quelle findet. An zwei Stellen soll hier aus 2000 Metern Tiefe heißes Wasser an die Oberfläche kommen. Die Grube im Sand wird dann mit viel Glück zum entspannenden Thermalbecken. Warten wir`s ab.
Um die Mittagszeit ist der Strand voll mit Leuten. Kommen die alle zu meiner Geburtstagsfeier? Aber nein, bewaffnet mit Leih-Spaten buddelt Jung und Alt um die Wette ohne Rücksicht auf die mühsam aufgeschütteten Poolwände des Nachbarn. An einer Stelle brodelt das Wasser brennend heiß aus dem Boden. Rundherum spürt man die Wärme, wenn man nur die Zehen etwas eingräbt. Wir beobachten das hektische Treiben und fühlen uns zurückversetzt in die alten Zeiten der Goldgräber.
Lois verwöhnt mich heute mit Schokomuffins zum Kaffee und zum Abendessen gibt es Nudeln à la Jimmy mit fruchtigem Pinot Noir aus Neuseeland. Danach schlendere ich nochmals über den Strand. Keine Menschenseele ist zu sehen. Die Flut hat den Sand geglättet. Morgen beginnt das Spiel wahrscheinlich von Neuem.
Im Zentrum der Nordinsel rumort es noch gewaltig. Am Taupo Lake, dem größten See Neuseelands, der einen riesigen Vulkankrater füllt, erleben wir beim Rundgang an den "Craters of the Moon", wie Schwefeldampf aus dem Boden steigt und an manchen Stellen blubbert das schlammige Erdreich. Bis zum Rotorua-See ist das Gebiet vulkanisch aktiv. Die Thermalquellen werden sowohl für Heilbäder, als auch zur Energiegewinnung und für Garnelenfarmen genutzt. Der Tourismus boomt und auch die in dieser Region ansässigen Maoristämme verkaufen ihre Kultur und Kunsthandwerk an die Durchreisenden. In Te Puia bei Rotorua nehmen wir, gegen Bares natürlich, im Marae (dem Versammlungshaus der Maoris) an einer Begrüßungszeremonie teil. Die anschließende Show mit Tanz und Gesang ist ein tolles Erlebnis. Schaurige Kriegsgesänge werden bekräftigt durch Augenrollen und Zunge rausstrecken. Vibrierende Handbewegungen und geschicktes Spiel mit Pompons und Stöcken begleiten einschmeichelnde Melodien.
Im nahegelenen Ngongotaha trinken wir am nächsten Tag Kaffee. Viele Maoris leben in diesem Ort. Sie sitzen gelangweilt neben der Straße oder schlendern hustend an uns vorbei. Angeblich gibt es in Neuseeland keine Unterschiede zwischen Weißen und Maoris. Der momentane Eindruck vermittelt ein anderes Bild.